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Joachim
Franz beeindruckt mit AIDS-Vortrag
200 Schülerinnen
des 9. Jahrgangs und aus zwei weiteren Klassen sitzen im Forum. Es ist still,
als Joachim Franz ohne Mikro vor sie tritt und zu seinem Vortrag ansetzt.
Vielleicht noch zu früh zum Tratschen? Nein,
von der ersten Minute fesselt er sie mit seinen Ausführungen. Aids als Thema
auf dem Stundenplan? Ist das nicht ein Thema für Südafrikaner? Was hat
Wolfsburg oder Deutschland damit zu tun? Nun, die Neuinfiziertenrate wächst
weltweit, auch in Deutschland. Sorglosigkeit macht sich breit. Oder eher
Gedankenlosigkeit? Joachim Franz
ist inzwischen als weltweit operierender Aids-Aktivist bekannt. Doch das war ihm
nicht in die Wiege gelegt.
Und genau hier setzt sein Vortrag an. Jede
und jeder kann sich Ziele setzen und diese anstreben. Dass dies nicht immer
leicht ist, macht er am eigenen Werdegang deutlich. Sein Kampf gegen
überflüssige Pfunde wurden von Freunden und Familie
belächelt, nicht ernst genommen oder gar für aussichtslos erklärt. Ohne
freundschaftliche Unterstützung
musste das Ziel angestrebt werden – und wurde mit der ersten
Marathon-Teilnahme in Hamburg erreicht. Die Pfunde waren kräftig gepurzelt, die
Ziele wurden höher geschraubt – Triathlon-Wettkämpfe und Ironman
folgten. Die erste Radtour zum Nordcup – für eine Currywurst.
Auf diesen Nenner verkürzte eine Zeitung diese Tour und gab ihm damit Einblick
in der Vermarktung durch Medien. Also strampelte er für den Erhalt des
Regenwalds, für einen guten Zweck und für reichlich Spendengelder. Auf
Survival-Touren in aller Welt lernte er das Zusammenarbeiten im Team kennen und
machte die Erfahrung, das ein Team nur so stark ist wie das schwächste Glied.
Dies gilt es zu stärken, wichtig für den Erfolg bei solchen Touren, aber auch
in der Klasse, wie Franz betonte. Dabei stieß er
immer häufiger auf die Ausgrenzung von Menschen, die an AIDS erkrankt waren.
Als Kriminelle gebrandmarkt oder gar zum Töten freigegeben, ihr Schicksal ist häufig
grausam. Besonders furchtbar die Infizierung von Säuglingen bei der Geburt oder
von Kindern durch Zwangsprostitution oder Vergewaltigungen. Getrieben von
solchen Erfahrungen wurde der Kampf gegen Aids zu seinem neuen Lebensinhalt,
transportiert durch ungewöhnliche sportliche Aktivitäten. Paris – Dakar mit
dem Mountainbike, RUN&BIKE in Südafrika gemeinsamen mit Läufern aus
den Townships und die Radtour durch Amerika auf der Pan-Americana waren
Stationen auf diesem Weg. Inzwischen wurde er als Aidsaktivist im Kampf
gegen Aids von fast allen internationalen Institutionen anerkannt, Bundeskanzler
Schröder übernahm ebenso eine Patenschaft, wie auch Elton John – der
kleine Werkzeugmacher aus Wolfsburg wurde nicht mehr ausgelacht, sondern
international anerkannt. Aus den ursprünglich mal sieben Leuten des Teams
Joachim Franz wurden inzwischen Hunderte, die sich in diese Aktionen einbrachten
und engagierten. „Mein Weg muss nicht der eure sein, aber es ist wichtig, sich ein Ziel zu setzen und das zu verfolgen,“ dazu rief er abschließend auf. Reichlich Beifall belohnte den beeindruckenden Vortrag. Die Spenden für den Vortrag kommen einem Kinderheim-Projekt in Chile zugute, in dem aidskranke Kinder liebevoll betreut ihr Leben verbringen dürfen. Das Geld wird im November durch Joachim Franz persönlich übergeben. Und vielleicht wird sich im nächsten Jahr wieder eine Gruppe der Heinrich-Nordhoff-Gesamtschule Wolfsburg an einer Aktion wie dem Brockenlauf teilnehmen, bei dem 6000 € durch den Verkauf von gelaufenen Kilometern zusammen kamen. Text
und Foto: Günter Schütte |